„Beginnen wir mit der täglichen Morgenroutine: Wir stehen um 6 Uhr auf, gehen auf die Toilette, duschen, putzen uns die Zähne. Alles das wäre nicht möglich ohne eine funktionierende Abwasserentsorgung!“ Mit diesem praktischen Einstieg begrüßte Stadtwerke – Trofaiach Geschäftsführer Josef Maier trotz des Schlechtwetters die zahlreichen Ehrengäste und Gäste der Jubiläumsfeier am Gelände der Kläranlage Trofaiach.
Seit 1965 gibt es die Abwasserreinigungsanlage Trofaiach, in welche die Abwässer aus dem gesamten Vordernbergertal entsorgt werden. Das ist nicht wenig, vor allem weil touristisch bedingt saisonale Spitzen vorkommen. In den letzten 60 Jahren ist die Kläranlage in mehreren Etappen verbessert und ausgebaut worden, weil sich die Anforderungen an die Abwasserentsorgung immer wieder ändern und sehr streng eingehalten werden müssen. Das letzte Update hat die Anlage in den letzten Jahren bekommen; es wurden rund 2,8 Millionen EURO investiert.
Der Abwasser-Chef der Stadtwerke Trofaiach und Projektleiter des Kläranlagenausbaus, René Windisch, präsentierte eine Übersicht der letzten Erweiterung (Details siehe weiter unten). Zusätzlich zur Anlage wurden auch die Büro- und Besprechungsräume, die Technik-Warte und die Sanitärräume erweitert.
„Es war eine große Herausforderung, dass der Kläranlagenbetrieb während des gesamten Umbaus aufrechterhalten werden musste. Ein großes Dankeschön an unsere Mitarbeiter und an alle Projektbeteiligten, denn es waren oft schwierige Bedingungen. Wir haben alle Grenzwerte ausnahmslos und immer eingehalten – das war exzellentes Teamwork; danke dafür!“ lobte René Windisch das gesamte Team.
Was genau passiert, bis das Abwasser nach 2 ½ Tagen sauber wieder in den Vordernberger Bach geführt wird, das zeigte Experte Bernhard Pühringer. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass aus dem Klärschlamm Faulgas produziert wird, mit dem die Kläranlage zu 100 % beheizt wird. Außerdem deckt man zusammen mit dem Sonnenstrom der hauseigenen Photovoltaikanlage rund die Hälfte des Energiebedarfes.
Sorgen machen den Abwasserentsorgern die vielen Tonnen Fehlwürfe, steiermarkweit sind es jährlich mehr als 1.000 LKW-Ladungen Müll. Das kostet Geld und Arbeitszeit, weil es die Pumpwerke verstopft und einfach vermieden werden könnte.
Der Trofaiacher Bürgermeister, Mario Abl, betonte in seinem Statement, dass „Städte erst funktionieren, seit es eine professionelle Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gibt. Davor waren die Menschen enormen Gesundheitsrisiken durch die fehlende Hygiene ausgesetzt.“ Er bedankte sich bei allen Mitarbeitern und Beteiligten, aber auch bei den Stadtwerken Trofaiach insgesamt, für das Aufrechterhalten und den Ausbau der Infrastruktur. Allein in den letzten Jahren wurden 33 Millionen vom Unternehmen investiert.
Abschließend dankte GF Maier für die hervorragende Kooperation zwischen allen ausführenden Firmen sowie den zuständigen Stellen des Landes Steiermark, bevor er das Buffet für eröffnet erklärte.
Trotz des schlechten Wetters fanden so einige Besucher:innen am Nachmittag den Weg in die Kläranlage – leider stand der ab 13 Uhr geplante „Tag der offenen Tür“ regentechnisch unter keinem guten Stern.
Eckpunkte Kläranlagen-Update
Bauzeit: Anfang 2022 – Ende 2023. Letze Adaptionen in 2024.
Das wurde gemacht:
Die Erneuerungen und Optimierungen beinhalten bauliche, maschinelle und vor allem verfahrenstechnische Komponenten. Durch die Errichtung einer neuen Zentratwasserbehandlung zur Vorbehandlung der stark stickstoffhältigen Wässer aus der Schlammentwässerung schafft man mit geringem Aufwand eine wesentliche Kapazitätserhöhung. Die Zentratwasserbehandlungsanlage ist eine komplette, eigenständige biologische Abwasser-Reinigungsanlage basierend auf den neuesten Technologien.
• Sanierung der beiden Faultürme: Erneuerung der Verkleidung und der Wärmedämmung.
Faulturm 1: neue Komplettverkleidung mit Beschichtung innen und außen. Faulturm 2: neue Innenbeschichtung.
• Bestehender Brunnen: Ergänzung der Vertiefung, wodurch die gesamte Kühlwasserversorgung aus dem Brunnen erfolgt, ohne dass dabei zusätzlicher Trinkwasserbedarf entsteht.
• Neue Rührwerke in den Faultürmen: Verbesserte Produktion von Klärgas, womit mithilfe eines Blockheizkraftwerkes Wärme und Energie für den Betrieb der Abwasserreinigungsanlage erzeugt werden.
• Sanierung der Belebungsbecken: Anschaffung neuer Kompressoren, welche es ermöglichen die Bakterienmasse (sie ist verantwortlich für die Reinigung des Abwassers) optimal zu beleben. Außerdem haben diese Kompressoren eine bessere Schalldämmung. Verfahrenstechnisch wurde das Belebungsbecken auf eine vorgeschaltete Denitrifikation (Abbau von Stickstoffverbindungen) umgestellt.
• Erneuerung der Rechenanlagen: Das Abwasser durchfließt in der ersten Klärstufe, der mechanischen Reinigung, den Rechen. Damit werden grobe Inhaltsstoffe zurückgehalten und Feststoffe aus dem Abwasser entfernt. Bisher war ein Stufenrechen mit 5 mm Spaltweite im Einsatz. Im Zuge der Teilsanierung wurde dieser durch zwei Rechen mit 3 mm Spaltweite ersetzt.
• Austausch alter Leitungen und Rohre: Erneuerung durch Edelstahl bzw. GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) sorgen für den sicheren Transport des Abwassers durch die verschiedenen Klärstufen.
• Aufstockung des Betriebsgebäudes: Die neu gewonnene Fläche wird für die Warte, einen neuen Besprechungsraum, Büroräume, ein Archiv und weitere Sanitäranlagen genutzt.
Bilder (arminrussold.at)

